Sonntag, 24. Februar 2013

Zwangspause und Erinnerungen an Waldenström

CYCLING AGAINST CANCER  -  MIT DEM RAD VON ORLANDO NACH SAN FRANCISCO


So. 24.02.2013                       46. Tag



Das ist der Blick aus meinem Fenster des Rode Inn Motels in Springerville heute morgen 7:00 Uhr



.......und das die Main Street des Ortes.  Und was sagt uns das ?   Ich werde heute hier bleiben müssen.
.......einkaufen, entspannen, Vorbereitungen treffen.

Gegen Mittag hört der Schneefall auf - es ist windig und die Lufttemperatur beträgt minus 1 Grad.
Morgen sollte es bei leichtem Wind sonnig werden. Sollten die Straßen frei sein, würde ich gegen 7:00 Uhr starten und versuchen, den Südeingang des Petrified Forests zu erreichen. Dieser Nationalpark liegt immerhin rund 400 Meter tiefer als Springerville.
So allmählich profitiere ich davon, dass ich anfangs meinem Zeitplan vorausgefahren bin.

Was meine Kilometerleistung von mehr als 3700 Kilometern anbelangt, so entspricht dies übertragen auf  Europa inzwischen einer Entfernung vom Nordkap bis hinunter nach Mailand. Das hätte mir vor drei Jahren einer sagen sollen, dass ich mit meiner Krankheit nochmals auf die Beine komme und solche Marathon-Touren unternehmen werde.
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als damals ein Oberarzt ganz offen zu mir sagte "Herr Grimme, Sie sind sehr, sehr krank".   Als Betroffener war mir das lange gar nicht so bewusst, weil Waldenström  keine Krankheit ist, die dich so auf die Schnelle um die Ecke bringt. Waldenström schleicht sich  an; du hörst ihn nicht; du siehst ihn lange nicht. Und vor allem, du  als Betroffener kennst Waldenström nicht - ein unsichtbarer Feind also.   Und was man nicht hört und nicht sieht, das verdrängt man gerne. Es tut ja nicht weh.  Vor Unbekanntem hat der Mensch Angst - will oft gar nicht wissen, was sich hinter dieser Bezeichnung genau verbirgt. Dieses Kopf - in- den - Sand - stecken geht oft jahrelang gut, bis Waldi deinen Körper schon extrem geschwächt hat.
Damals musste ich sogar auf die Intensiv; jede noch so kleine Infektion hätte mich wohl getötet.  Blutkonserven und Antibiotikum waren an der Tagesordnung.
Und trotzdem habe ich zu diesem Zeitpunkt meiner Frau versprochen, bis zum Sommer wieder fit zu sein.
Ich selbst habe fest daran geglaubt, dass ich die Kurve kriege. 
Nun sind fast drei Jahre seit der letzten Chemo vergangen, nehme keinerlei Tabletten und habe auch keine Symptome. Irgendwann wird mich Waldi wieder attackieren - aber dann ist er für mich kein unsichtbarer Feind mehr, vor dem man sich zu fürchten hat. Heute lebe ich mit ihm und spüre sofort, wenn er mich wieder ins Visier nehmen möchte.

Woher der Name "Waldenström" kommt ?  Dieser leitet sich ab vom schwedischen Arzt Jan Gösta Waldenström, der im Jahre 1944  erstmals eine solche Fallgeschichte beschrieb.