Donnerstag, 31. Januar 2013

Erste Panne

CYCLING AGAINST CANCER - MIT DEM RAD VON ORLANDO NACH SAN FRANCISCO

Do. 31.01.2013                      22.Tag

Tagesetappe:  Jimmie DavisState Park  -  Lake Claiborne State Park


gefahrene Kilometer:    99


gesamt:      1846

Durchschnitt:          19,0                        Höhe:    84 m

Nach sternklarer, windstiller Nacht sind die Temperaturen erstmals in den Minusbereich gerutscht. Das Thermometer zeigt -1,1 Grad, als ich um 7:45 Uhr  in Richtung Lake Claiborne aufbreche. 
Im Nachhinein war es die richige Entscheidung gewesen, am vergangenen Montag diese Marathon-Tour mit 190 Km zu unternehmen, um hier das Unwetter zu überdauern.
Heute lasse ich es bei wolkenlosem Himmel und leichtem Seitenwind sehr gemächlich angehen - fahre allerdings  mit langer Thermounterwäsche und erstmals auch mit Handschuhen  und  erreiche nach 50 Kilometern   "Kuppe auf  - Kuppe ab - Fahrt" auf der US 146 den Ort Ruston an der Interstate 20.
Hier wird  erst mal gefrühstückt und  zudem müssen meine Vorräte aufgefüllt werden.
Zeit dazu habe ich, trennen mich ja nur noch ca. 50 km von meinem Ziel.  Ich werde  vorerst die nordwestliche Richtung beibehalten, da ich die Metropole Dallas möglichst weit nördlich umgehen möchte.
Als ich vor dem Supermarkt stehe und einen XXL-Yoghurt löffle, komme ich mit einer Frau mittleren Alters über meine Tour ins Gespräch. Plötzlich unterbricht sie mich und möchte wissen, was ich da esse.
Als sie hört, es sei Joghurt, schüttelt sie sich und verzieht das Gesicht. Als Reaktion darauf meine ich, ich könne ja nicht jeden Tag zum McDonald gehen.       Daraufhin gibt sie mir wortlos 10 Dollar !
Ob die Gute da wohl was missverstanden hat ?  Aber so sind halt die Frauen.

Interessant sind heute die Berichte über das Unwetter mit den Tornados bei www.weather.com.

Die Ortschaften in den USA sehe nahezu alle gleich öde  aus - eine Mainstreet, eine Business-Street,
ein paar Tankstellen und Banken, viele Fast-Food-Ketten, einige diverse Geschäfte und Supermärkte und
meist einstöckige Wohnhäuser meist aus Holz; oftmals nicht besonders erbauliche Anblicke.


Gut in den USA ist deren Beschilderung. Meist sind die übergeordneten Straßen mit Himmelsrichtungen versehen, so dass man sich auch als Fremder in der Regel prima zurechtfindet.
Während bei uns die Stromleitungen in den Orten seit den 70 iger Jahren unter der Erde verlaufen, sind diese hierzulande noch immer von Masten zu Masten gespannt.

Tanken in den USA wäre für uns recht günstig. Hier in Louisiana kostet das Gallon  Super rund 3,30 Dollar.
Das sind beim derzeitigen Wechselkurs umgerechnet etwa 0,65 Euro je Liter. Diesel ist etwas teurer.
Wie gerne würde ich hier mal volltanken - aber mit dem Rad ?

Nach Roston setzt sich die Achterbahnfahrt fort. Auf einem Level von rund 100 Metern gehts mal 30 Meter rauf, dann 30 Meter abwärts durch  weite Pinienwälder. Dazu jetzt ein leichter Gegenwind. Nur wenige Häuser am Straßenrand. In den Vorgärten blühen derzeit Magnolienbäume und Osterglocken bei aktuell +12 Grad und viel Sonne.
Genau 18 Kilometer vor Erreichen meines Ziels höre ich plötzlich ein metallenes Geräusch und halte Böses ahnend an. Diagnose: Speichenbruch am Hinterrad. Da ich als ehemaliger Beamter noch nie mit einem solch ungewöhnlichem Problem konfrontiert war, muss ich zunächst erst mal kräftig schlucken.
Dann erinnere ich mich daran, dass ich doch vor Abflug 12 Ersatzspeichen mit Tesaband an den Rahmen des Rades geklebt hatte. Und tatsächlich - die waren noch da. Jetzt noch die finden, die genau die gleiche Länge hat. Glücklicherweise ist das Malheur auf der bikerfreundlichen linken Seite passiert. So kann ich stolz binnen zwanzig Minuten meinen ersten Speichenwechsel erfolgreich abschließen.



Nach  geglückter Operation gönne ich mir erstmals eine eben gekaufte Dose Budweiser.

 Richtig gesehen - bin vor einer Stunde ins Kartenblatt 10 von 26 hineingefahren. Deas bedeutet: Wechsel des T-Shirts von Blau auf Gelb.

Gegen vier Uhr steht das Zelt im Lake Claiborne State Park. Leider gibt es auch hier nur paved sites, so dass ich auf eine ebene Fläche zwischen den Bäumen ausweichen muss. Außer mir scheint kein weiterer Camper in diesem Park zu sein - alle Sites leer. Es ist eben auch hier Winter.
Auch hier sind die sauberen Sanitärräume großzügig gestaltet und hervorragend ausgestattet - auch gibt es wieder mehrere Waschmaschinen und Trockner. Dass der Park - wie auch Jimmie Davis - über Wifi auf den Plätzen verfügt, ist für State Parks eher eine große Ausnahme.

 

Mittwoch, 30. Januar 2013

Warten auf morgen

 CYCLING AGAINST CANCER - MIT DEM RAD VON ORLANDO NACH SAN FRANCISCO

Mi. 30.01.2013              21. Tag







Nachdem ich - trotz wenig Schlaf - die stürmische Nacht halbwegs gut überstanden habe, ist es heute gegen Mittag bedeckt und noch immer sehr windig. Für heute sind noch immer Böen bis zu 50 km/h vorhergesagt. Gelegentlich fällt bei nur noch + 11 Grad einen kurzer Hagelschauer - typisches Herbstwetter also.  Das T-Shirt-Wetter mit bis zu + 28 Grad ist  damit abrupt zu Ende gegangen. Wie ich gerade sehe, gab es durch dieses große Sturmfeld insgesamt 8 gesichtete Tornados in mehreren Bundesstaaten. Zwei Tote sind in Georgia zu beklagen - zudem gab es teilweise erhebliche Schäden an Häusern und Autos. Ein Tornado war Kategorie EF-2 mit Windgeschwindigkeiten von 170 - 200 Km/h

Der Jimmie Davis State Park ist ein gepflegter und schön gelegener Park auf einer Halbinsel im Caney Lake südlich von Chatham. http://www.bing.com/images/search?q=jimmie+davis+state+park&qpvt=jimmie+davis+state+park&FORM=IGRE


Gegenüber meines Zeltes befinden sich im Vordergrund des Gebäudes die beheizten, sauberen Sanitäranlagen mit mehreren Duschen. Im hinteren Bereich ist die Laundry - hier sind drei Waschmaschinen und drei Trockner vorhanden. Auch dieser Raum ist derzeit beheizt. Übernachtungspreis: Platz mit Wasser und Stromanschluss; Internet kostenlos (auch im Zelt) für 13 Euro.


Hier in der Laundry befindet sich derzeit meine Schaltzentrale, um Kontakte mit dem Rest der Welt zu knüpfen.

Tolle Stellplätze für Camper direkt am See - was willst du mehr ?
Besseres Wetter - und das gibt es ab morgen wieder.

Dienstag, 29. Januar 2013

Wo ist Waldenström abgeblieben ?

Seit fast acht Jahren lebe ich nun in der Gewissheit, dass ich Morbus Waldenström habe. In dieser Zeit haben ich und meine Frau alle Höhen und Tiefen zusammen  durchgemacht.

What I am eating

Diese Tour bedeutet für mich eine grundlegende Ernährungsumstellung. War man es zu Hause gewohnt, drei Mahlzeiten - eine davon warm -  zu sich zu nehmen und nachmittags einen Kaffee; so ist diese Abfolge hier nicht möglich.

Morgens:   Nach dem Aufstehen gibt es Wasser versetzt mit Calcium und Magnesium. Dazu Kekse
                   oder einen Bagel ohne Butter - trocken also.
.

Unterwegs: Sollte es sich ergeben, trinke ich einen Kaffee und esse ein Sandwich oder eine Käse-Bisquit.
                   Ist der Styrorpor-Becher mit Kaffee leer, fülle ich diesen kostenlos nochmals mit Cola auf.
                   Zu Hause würde es mir nicht in den Sinn kommen, Cola zu trinken - weiß man doch, dass in
                  einem Liter Cola mehr als dreißig Stück Würfelzucker gelöst sind.
                   Hier jedoch benötige ich die Kalorien.

Nachmittags: Gerne ein Menue bei Mc.Donald oder wenn es sich ergibt, gehts zur Pizza Hut
                     Hauptsache Kalorien - dazu Cola.

                     Während dem Fahren führe ich ausreichend Wasser mit Calcium und Magnesium mit mir.
                     Eiweißhaltige Powerriegel oder Trail-Mix helfen.
             
Gerne kaufe ich Obst ( Äpfel, Bananen,Orangen) , frische Milch und Joghurt.
Dazu esse ich gerne meine Schokoladen-Kekse, Schokolade oder Bagels in verschiedenen Geschmacksrichtungen.

Vor der Tour trank ich gerne täglich mein Glas Rotwein oder mal ein Bier. Das fällt hier weitgehend flach.
Ausnahme: Sobald ich die 2000 Kilometer-Marke habe, gibt es einen guten Wein. (Selbst wenn ich die Flasche auf der Fahrt mitnehmen muss). Auch habe ich meinen Kaffeekonsum ganz erheblich eingeschränkt. Waren es zu Hause oft 10 normale Tässchen, so hat sich das auf einen Kaffee medium reduziert. An manchen Tagen ist auch Kaffee nicht möglich. Komisch: Wenn man das Brodeln der Kaffeemaschine zu Hause nicht hört, vermisst man den Kaffee auch nicht - das ist wohl eine Gewohnheitssache.

Wenn mich jemand fragt, was ich hier wirklich vermisse, dann sind dies zwei Dinge:  ein paniertes Schnitzel mit Rotkraut und Kartoffelbrei und zum Frühstück unsere guten Brötchen.

Offener Brief II "Sehr geehrter Herr Walmart"

Sehr geehrter Herr Walmart,

wie Sie vielleicht wissen, bin ich schon seit vielen Jahren ein heißer Verehrer Ihrer Walmart-Supercenter in den USA.  
Nicht etwa, weil ich auf vielen Ihrer großen Walmart-Kundenparkplätze kostenlos mit dem Wohnmobil übernachten und auch nachts die Washrooms benutzen darf. Nein, nicht deshalb !
In den letzten Jahren ließ ich keinen Ihrer Supercenter auf meiner Wegstrecke aus, weil Sie ein außerordentlich umfangreiches Warensortiment zu günstigen Preisen feilbieten.
Manchmal habe ich gerne auch schon mal einen kleinen Umweg in Kauf genommen - ohne dass dies meine Frau auf dem Beifahrersitz bemerkt hätte - nur um in Ihren geheiligten Hallen shoppen zu können.
Was haben wir palettenweise Budweiser mit den XXL-Einkaufswagen herausgekarrt und Mineralwasser für Wochen im Voraus im Womo gehortet.Ihr freundliches Angebot "Buy two - pay one" ist eben zu verführerisch. .... und Ihre Cinnamon Rolls im Viererpack zum Kaffee - vorzüglich !

Allerdings kommen mir bei meiner jetzigen Cycling-Tour durch die Staaten erstmals Zweifel an Ihrem Warensortiment, zumal ich nicht mit meinem Wohnmobil, sondern eben nur mit dem Rad unterwegs bin und mein Stauraum deshalb erheblich eingeschränkt ist. 
Was nützt es mir, wenn mir ein älterer Herr im Rentenalter am Eingang einen dieser Jumbo-Einkaufswagen in die Hand drückt und wenige Meter weiter mir eine Lady einen schönen Tag wünscht und fragt "How are you today ?".  Will die ältere Dame denn wirklich wissen, dass ich gestern mein Zelt bei Dunkelheit aufstellen musste und dass mir jetzt noch mein Allerwertester schmerzt, wenn ich auch nur ans Fahradfahren denke ?
Egal - die Zweifel kommen und bleiben. Spätestens beim Anblick der vielen tollen Waren, die ich leider nicht mit dem Rad abtransportieren kann, weil Sie überwiegend XXL-Packungsgrößen in Ihren Geschäften anbieten. Orangensaft beispielsweise beginnt bei einer halben Gallon aufwärts. Butter in kleinen Einheiten ?
Fehlanzeige !   Einzelne Bierdosen oder einzelne Mineralwasserflaschen ? Ebenfalls nicht - nur große Gebinde. Richtiges Pumpernickel, das länger haltbar ist oder wenigstens eine einzelne Cinnamon-Roll ?
Oder wie wäre es denn mit einer einzelnen Rolle Toilettenpapier für unterwegs ?
Oh je - Leider verfügt mein Rad weder über eine eingebaute Mikrowelle noch über einen Kühlschrank.
Die letzte große Tafel Schokolade, die ich für 2,79 Dollar bei Ihnen erwarb, verflüssigte  sich binnen kurzer Zeit auf Grund der starken Sonneneinstrahlung im Packsack. Und an die Schoko-Kekse mag ich gar nicht mehr denken.
Selbst an Ihrer Fleischtheke muss ich achtlos vorübergehen, da die gigantischen Holzfällersteaks leider nicht in meine bescheidene Pfanne mit einem Durchmesser von 15 cm passen. Selbstverständlich habe ich einen Grill auf dem Campingplatz - aber wie transportiere ich den großen Sack Holzkohle ?

Sie sehen an meinen Schilderungen, dass ich für die beiden Bananen, die drei Orangen und den Beutel    Bagels eben keinen XXL-Einkaufswagen benötige. 
In sofern wäre es doch nett von Ihnen, wenn Sie künftig auch an alleinreisende Reiseradler denken würden.

Ihr Supercenter-Fan     Manni


Schon gewusst ?

Unser ALDI hat inzwischen auch in Nordamerika Fuß gefasst. Alleine hier im Großraum Orlando gibt es neun Filialen. Nur ALDI erwartet, dass der Kunde seinen Einkaufswagen wieder zurück zum Eingang bringt.
Ansonsten erhält er seinen Quarter nicht mehr zurück. Vielleicht sind diese ALDI-Filialen deshalb so spärlich besucht - Amerikaner laufen nicht gerne... und schon gar nicht den gleichen Weg doppelt

Sturmtage sind Ruhetage - Tornadowarnung

CYCLING AGAINST CANCER - MIT DEM RAD VON ORLANDO NACH SAN FRANCISCO

Di. 29.01.2013       20. Tag

Die Wetterprognosen stimmen  - das Wetter verschlechtert sich im Laufe des Vormittags. Die Winde frischen auf. Noch sitze ich bei +17 Grad in kurzen Hosen im Freien vor dem Zelt und schreibe meine Posts.
Danke Bernd und Conny  für eure gute Beobachtungsgabe - habe sofort die weiße Folie unter dem Zelt verschwinden lassen, bevor der Regen kommt.



Ich habe mir gestern trotz der Dunkelheit einen schönen Rasenplatz mit Kanadabank im Wald ausgesucht.
Gegenüber - nur wenige Schritte entfernt - ist das Sanitärgebäude. Alles sehr sauber und gepflegt.
Anscheinend bin ich in diesem Bereich hier der einzige Camper zu dieser Zeit. Nun werde ich heute die Zeit nutzen und zunächst mal meine Wäsche waschen. Später möchte ich noch an den unweit gelegenen See, wenn es das Wetter zulässt.  So wie es aussieht, kekommen wir heute und morgen Sturm bis 70 km/h.
An Radfahren ist dann erst wieder ab Donnerstag zu denken. Auch recht.
Da ich nun Internet hier auf dem Platz habe, werde ich bei Gelegenheit mal Mails beantworten und evtl. noch einige Gedanken bzgl. Ernährung, Gesundheit und Einkaufen posten.

                                           ... ruck-zuck - auch ohne Waschmaschine

13:45 Uhr Central-Time:

Ein Ranger des State Parks überbringt mir gerade Unwetterwarnung  mit Gefahr von Tornados. Eine Kaltfront wird für den Nachmittag und den späten Abend erwartet. Ich soll ggf. den gegenüberliegenden Waschraum - ein Steingebäude - aufsuchen. Ich verfolge das Wettergeschehen über www.weather.com.
Danach ist an eine Weiterfahrt erst am Donnerstag zu denken. Im Nachhinein war es wohl richtig, gestern 190 Km zu fahren, um hier den Durchzug der Front abzuwarten. 

 18:00 Uhr: 

Verlasse aus Siherheitsgründen das Zelt. Es hat begonnen zu regnen und ein Gewitter ist im Anmarsh.
Der Wind verstärkt sich. Es besteht laut Unwetterzentrale ein hohes Tornado-Risikoder Stufe 6  für unseren Raum.
Deshalb begebe ih mich gegenüber in die Laundry. Hier ist es warm; ich habe zudem einen Tisch und eine Bank. Notfalls bleibe ich die Nacht über hier. 
Für Januar ist eine solche Wetterlage nichts Besonderes. In den Vergangenen Tagen sind extrem warme und feuchte Luftmassen vom Golf nach Norden verfrachtet worden. Da sich gleichzeitig der Jetstream mit kalter Luft in einer Art großen Schlaufe weiter nach Süden ausdehnt, entsteht beim Aufeinandertreffen dieser beiden Luftmassen ein Frontensystem. In dessen Bereich sind Starkwinde, Tornados und heftiger Regen möglich. Hoffen wir das Beste. 

02:00 Uhr früh: 

 Zwischen 20:00 Uhr und 01:00 Uhr ziehen drei Gewitterstaffen über den State Park. Zeitweise ist der Wind heftig - aber das Tunnelzelt hält den Böen stand. Am späten Abend kommt eigens wegen mir nochmals der hier im Park wohnende Ranger vorbei und gibt mir seine private Telefonnummer, falls ich Hilfe bräuchte.
Um 01:30 Uhr verlasse ich die Laundry des Gebäudes und begebe mich ins Zelt. 

07:30 Uhr früh:

Hatte wenig Schlaf. In der zweiten Nachthälfte setzt Starkregen ohne Wind ein. Im Zelt bleibt es trocken.
Es ist bedeckt und die Luft hat nun nach Durchzug der Kaltfront merklich abgekühlt. 
Der erste US-Sturm is gone.

Volle Kanne westwärts


CYCLING AGAINST CANCER -MIT DEM RAD VON ORLANDO NACH SAN FRANCISCO


Mo. 28.01.2013        19. Tag

Tagesetappe:    Vidalia / Mississippi  - Jimmie Davis State Park bei Chatham 

gefahrene Kilometer:    190                                           Daten per GPS 

gesamt:  1747

Schnitt:  22,9                                      Höhe über NN   :   80 Meter 


Heute gegen sieben Uhr sehe ich, dass der warme Südwind vom Golf her weiter zugenommen hat. + 15 Grad !Ich breche auf, da dieser Wind für mich wie ein Katalysator ist. Nach einem Frühstück im nahegelegenen Mc.D.und einem Einkauf im Walmart fliege ich förmlich mit Spitzen von bis zu 35 km/h auf dem Highway 425  in Richtung Norden. Hunde am Straßenrand sind ohne Chance und schauen mir nur verdutzt hinterher.


                                         Riverview RV - Park Vidalia / Mississippi


                                          direkt am Ufer des Mississippis. Gegenüber der Staat Mississippi


Schon vor dem Mittag hätte ich den Turkey Creek Park bei Wisner eigentlich erreicht. Mein GPS-Gerät zeigt mir an, dass ich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 26,5 Km/h unterwegs gewesen bin - und das bei dem Gepäck. Da für Dienstag und Mittwoch Sturm, Gewitter und Abkühlung vorausgesagt sind, 
lasse ich mein Tagesziel aus und biege nördlich von Wisner auf den Highway 4 nach Westen ab.
Neues Ziel:  Der Jimmie Davis State Park bei Chatham - rund 100 Kilometer westlich.
Aus Rückenwind wird nun Seitenwind, der weniger hilfreich ist. Die Landschaft ist topfeben - feuchte Niederungen, Wiesen, Weiden - nahezu kein Autoverkehr mehr.


                                          ...immer wieder Zypressen im Wasser

Ab Columbia wird die Landschaft zunehmend hügliger und Forstwirtschaft steht hier im Vordergrund



Mit Kilometer 150 fällt mir das Radfahren zunehmend schwerer - meinen Durchschnittsgeschwindigkeit sinkt und sinkt.  Das Hinterteil schmerzt. Als ich gegen fünf Uhr endlich Chatham erreiche, führt mich das Navi abermals auf eine ungeteerte Piste - aber dieses Mal rieche ich den Braten und frage nach einem Kilometer an einem einsam gelegenen Haus. Muss leider zurück auf den Highway und verliere damit wertvolle Zeit.
Acht Kilometer noch - es dämmert und ich muss beim Fahren meine Stirnlampe einschalten. Gegen sechs Uhr erreiche ich den State Park; kein Mensch weit und breit. Selbst auf dem Campground keine Camper.
Bei Dunkelheit stelle ich mit all meiner Routine das Zelt in wenigen Minuten auf und genehmige mir zunächst mal ne Dusche.

Sonntag, 27. Januar 2013

Sturm im Anmarsch

Eigentlich bin ich zeitlich gut gut im Rennen. Nach meinen Planungen war vorgesehen, dass ich Vidalia am Mississippi erst am 1. Februar erreiche.
Aber das anhaltend gute Wetter und günstige Winde erlaubten es mir, schneller voranzukommen.
Hier in Vidalia wollte ich am heutigen Montag einen weiteren Ruhetag einlegen und wieder mal die Schmutzwäsche waschen.

Auf Grund der neuesten Wetterentwicklung  www.weather.com  steht mir aber eine stürmische erste Wochenhälfte bevor.
Das nächste Etappenziel wäre der Turkey Creek Park bei Wisner (Platz am See) in rund 70 Kilometer Entfernung nördlich von Vidalia. Am heutigen Montag ist Südwind mit einer Geschwindigkeit von 20- 25 Kilometern /Stunde vorhergesagt. Das würde für mich überwiegend Rückenwind bedeuten.
Würde ich heute in Vidalia bleiben, sähe die Situation am Dienstag unerfreulicher aus - Sturm aus westlichen Richtungen  mit 40 - 50 Km/h. Erst am Donnerstag soll eine Wetterberuhigung eintreten.
Im Endeffekt bedeutet also ein Bleiben am heutigen Tage, dass ich dann wahrscheinlich auch am Dienstag und Mittwoch wegen des Sturmes hier nicht wegkommen werde.
Es ist jetzt 2:00 Uhr am Morgen - in etwa 5 Stunden muss ich entscheiden:   fahren oder nicht fahren.

E-Mails

Vielen Dank für die vielen Mails von Freunden, Bekannten und Unbekannten.

 Ich danke euch für die guten Wünsche  und freue mich, dass ihr meine Tour cross America so intensiv verfolgt.

Leider kann ich euch nur sporadisch und dann auch nur kurz antworten. Das liegt daran, dass ich in der Regel auf primitiven Sites ohne Strom und Wasser übernachte. Auch die Mc. Donalds bieten nicht immer einen Stromanschluss, so dass ich meinen Computer oft mit schwachen Batterien  betreibe.
Das reicht in der Regel für den nächsten Post und für das Skypen mit Annemarie.
 Also, bitte nicht böse sein, wenn ich so kurz angebunden bin.                                                       Manni

Mississippi erreicht


CYCLING AGAINST CANCER - MIT DEM RAD VON ORLANDO NACH SAN FRANCISCO

So. 27.01.2013                                      Tag 18

Etappe:      Bogue Chitto Waterpark / Tylertown - Vidalia am Mississippi  in Louisiana

gefahrene Km:    145


gesamt:      1557

Schnitt:  21,0 km/h              Höhe: 27 Meter


 Dichter Nebel liegt über der Wiese, als ich gegen 7:00 Uhr bei +13 Grad in Richtung Mississippi aufbrechen. Habe wiederum mein Zelt völlig nass einpacken müssen. Außerdem stieß wohl mein Daunenschlafsack am unteren Ende an das Innenzelt an. Dieses wiederum war mit dem Außenzelt in Berührung gekommen, so dass der Schlafsack unten Feuchtigkeit gezogen hatte. Auf Grund der geringen Sichtweite fahre ich zunächst wieder mit Beleuchtung.  80 Km auf Nebenstraßen - erneut Wälder, Wiesen und Farmhäuser am Wegrand.








 Frühstück gibt es erst nach gut 20 Km in einem Mac. Donald in Mc Comb.  Den Gedanken, mir ein eigenes Frühstück vor der Abfahrt zu  machen, habe ich schon bald aufgegeben. ( mehr dazu später in "What I eat")


  Gegen Mittag setzt sich die Sonne durch und die 20 Grad - Marke ist rasch erreicht. Außerdem komme ich ins Schwitzen, weil ich ständig mit 13 Km/h die Kuppen hinaufschleiche, um diese dann mit gut 40 Sachen wieder hinabzudüsen. Die Höchstgeschwindigkeit betrug heute laut GPS 55,3 Km/h. Das reicht - alles, was darüber hinausgeht ist womöglich ungesund. 


Als die Nebenstraßen zu schlecht werden, will ich wieder auf den Highway 84, der mich rasch nach Vidalia bringen soll.  Unmittelbar nach der Brücke, unter der dieser Highway verläuft, mache ich  Rast. Anschließend muss ich das Rad die Böschung hinunterschieben, da der Highway hier keine Auffahrt hat. Das klappt alles ganz gut, bis ich nach rund zwei Kilometer Highway mit Schrecken bemerke, dass ich ja gar keinen Helm aufhabe. 





Kurz entschlossen  drehe ich zähneknirschend wieder um und fahre als "Geisterfahrer" in entgegengesetzter Richtung auf dem wenig befahrenen Highway zurück, um oben nach der Brücke meinen Helm zu finden. Natürlich nicht auf der Fahrbahn, sondern auf dem etwa 50 cm breiten Asphaltstreifen rechts vom weißen Strich. Aber wehe, man gelangt in die in den Asphalt eingelassenen Spurrillen. 
Was man eben nicht auf dem Kopf hat, muss man in den Beinen haben !

Gegen 15:00 Uhr ist der Mississippi  erreicht. Nun muss ich nur noch über die Brücke im Hintergrund, die den Staat Mississippi von Louisiana trennt und ich bin am Ziel. Der private Campingplatz "Riverview" liegt gleich hinter der Brücke links und von hier aus habe ich tatsächlich einen hervorragenden Blick auf den Strom.  Hier sitze ich nun in der Abendsonne und denke an die Abenteuer des Tom Sayer und des Huckleberry Finn.

                                            .............nur diese Brücke noch

Eddies "Heißer Sand"

CYCLING AGAINST CANCER - MIT DEM RAD VON ORLANDO NACH SAN FRANCISCO


Sa. 26.01.2013      Tag 17

Tagesetappe:   Paul B. Johnson State  Park - Bogue Chitto Waterpark / Tylertown

gefahrene Kilometer:  130 Km

gesamt: 1412 Km

Schnitt: 21,1 Km/h

Abfahrt heute ausnahmsweise schon um 6:15 Uhr. Stirnlampe und Rücklicht sind im Einsatz. Es ist hier wiederum extrem feucht. Eine hochnebelartige Bewölkung liegt über dem Land. Dennoch 11 Grad.
Ohne meine Goretex-Schuhe wäre ich hier aufgeschmissen. Das Gras ist morgens immer nass - mit anderen Schuhen  würde ich tagsüber mit nassen Socken umherlaufen.
Die ersten 70 Kilometer fahre ich auf Nebenstraßen - kaum ein Wagen ist unterwegs. Hügeliges Gelände bis 130 Meter über NN - Wald, Wiesen, Weiden und einzelne Weiher im Wechsel.
Seit Tagen geht mir die Schnulze "Heißer Sand, verlorenes Land aus dem Jahre 1962 nicht mehr aus dem Kopf. Eddie hatte diesen Schlager während seiner Militärzeit in Deutschland immer wieder gehört. Er mochte ihn sehr - kannte jetzt aber nur noch den Anfang. Über You Tube fanden wir den Song. Seither verfolgt er mich.
Greetings to you and Susan. I know, you are watching my blog. 

                                          Bin ich denn ein Mountain-Bike ?

Die Straßen sind hier manchmal allerbester Sahne - welliger Asphalt, garniert mit Schlaglöchern unterschiedlicher Qualität. Eines der übleren Art erwischte mich am Hinterrad - dachte schon, dass zumindest einige Speichen gebrochen sind. Aber :   nicht mal einen Platten. Glück gehabt.

 Nach 70 Kilometern biege ich auf den Higway 98 Richtung Tylertown ein. Auch hier kein nennenswerter Verkehr. Typisch für amerikanische Highways sind die breiten Mittelstreifen.

Mittags kämpft sich die Sonne doch noch durch. Die Temperaturen steigen wieder auf über 20 Grad.
Auch heute spielt der Wind beim Fahren kaum eine Rolle.






Gibt einem zu denken - ein Memorial am Straßenrand. Hier hat eine Familie 2011 ihre beiden Kinder verloren.

Am späten Nachmittag erreiche ich den Bogue Chitto Waterpark. Der Ranger ist sehr nett und lässt mich kostenlos auf einer Wiese am Waldrand übernachten. Der eigentliche Campingplatz ist im Wald. Mir war es jedoch lieber, auf einer Grasfläche das Zelt aufzuschlagen.






Samstag, 26. Januar 2013

Gastfreundschaft

CYCLING AGAINST CANCER - MIT DEM RAD VON ORLANDO NACH SAN FRANCISCO


Freitag, 25.01.2013         Ruhetag       Tag 16


Habe mich in der Nacht dazu entschieden, einen Ruhetag in diesem herrlichen State Park einzulegen.
 Der See liegt hübsch eingebettet in einer parkähnlichen Landschaft. Hoher, lichter Baumbestand aus Pinien, Ahorn und Eichen geben dem Park sein Gepräge. Viele Kanada-Bänke laden zum Verweilen ein. Auch befinden sich die drei Sanitärgebäude in einem hervorragenden Zustand. Hier kostet die Nacht ebenfalls nur  10 Euro. Hier einige  Impressionen.  

                                          Morgenstimmung am See

                                           Gegen 7:00 Uhr liegt der Nebel über dem See








Als Exot - Lebewesen auf zwei Rädern - bin ich natürlich Gesprächsthema Nummer 1 auf allen Plätzen.
So laden mich Conny und Mike ( links) aus Wisconsin schon am ersten Abend zum Essen ein.
Beide verbringen seit vielen Jahren jeweils drei Monate im Winter hier auf diesem Platz, um etwas Wärme zu genießen. Mit ihrer bescheidenen Rente, ist es ihnen leider nicht möglich als Snowbird in Florida zu überwintern. Dort sind die Standgebühren zu hoch. Hier bezahlen sie pro Monat lediglich 300 Dollar inclusive Wasser und Strom. ( Billiger als daheim !)

                                           Im Camper - my home is my castle

Nach einem guten Abendessen verbringen wir den restlichen Abend gemeinsam am Lagerfeuer und erzählen Kaum hatten wir gegessen, kommt ein Camper, der sein Domizil in etwa 200 Meter aufgeschlagen hat und bringt mir einen Teller mit Fleisch, Butterbohnen und Gemüse. Kann man da "Nein" sagen ? Viele Camper verbindet inzwischen eine Freundschaft - verbringen sie doch oftmals seit Jahren ihre Wintermonaten auf dem gleichen Platz.  Man kennt sich eben.
Der Abschied am nächsten Morgen fällt mir schwer - aber es muss sein. Der Bogue Chitto Waterpark rund 130 Kilometer westlich wartet schon-



Donnerstag, 24. Januar 2013

Pavement end

CYCLING AGAINST CANCER - VON ORLANDO NACH SAN FRANCISCO



24.01.2013                           Tag 15    

Etappe:  Shepard State Park - Paul B. Johnson State Park

Gefahrene Kilometer:  146                               Daten über GPS ermittelr

gesamt:  1282 Km

Schnitt: 21,0 Km/h


Es gehört schon etwas Disziplin dazu, fast täglich um 5:30 Uhr aufzustehen und bei dunklen 6 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit ein patschnasses Zelt abzuschlagen. Aber die Radtour zum Paul B. Johnson State Park- wenige Kilometer südlich von Hattiesburg - ist weit. 130 Km stehen heute auf meinem Block.
Die Vorteile eines frühen Aufstehens liegen auf der Hand: wenig Verkehr und in der Regel bis 9:00 Uhr Windstille. Außerden habe ich im Falle einer Panne ausreichend Luft, das Rad zu reparieren.
Trotz der 130 Km entschließe ich mich spontan, die heutige Tour freiwillig um weitere 16 Kilometer zu verlängern. Damit erspare ich mir den viel befahrenen Highway und fahre so mehr als 100 Kilometer auf nahezu autofreien Straßen ( 50 Km nur eine Handvoll gezählt ) .
100 Km  kein Dorf, kein Mc. Donald, nur vereinzelt Häuser am Wegrand und viele Pinienwälder.
Die Landschaft hier ist leider nicht so topfeben wie vermutet. Ich bewege mich inzwischen auf hügeligem Terrain - ständig 20 bis 40 Meter bergauf  ..... dann wieder hinunter.

                                               Das gibt es auch nur in den USA

Dazu habe ich wie schon gewohnt tolles Wetter um die 20  Grad - der Wind spielt kaum eine Rolle.
Da die Hunde in dieser  einsamen Gegend anscheinend nie angeleint werden, muss ich wieder mal drei hartnäckige Attacken abwehren. Habe ich anfangs noch freundlich zurückgebellt, denke ich nun ernsthaft über den Einsatz von Pfefferspray nach.
Irgendwo unterwegs spielt mein Navi verrückt und will mich auf die alte US 57 abbiegen lassen, die aber auf meinem Kartenblatt gar nicht verzeichnet ist. Nach kurzer Bedenkzeit lasse ich mich auf dieses Abenteuer ein. Zunächst läuft alles prima - gute Straße, keine Fahrzeuge, bis ich plötzlich vor diesem Schild zum Stehen komme






Ich verfluche das Navi, hatte ich doch ausdrücklich darum gebeten, mich keine ungeteerten Straßen fahren zu lassen. Nun müssen meine "unplattbaren" Marathon plus Reifen beweisen, dass die Werbung recht hat.





                                          Gravelroad voraus

Nach gut fünf Kilometer Schotter und Sand erreiche ich wieder festen Boden unter den Reifen - alles gut gegangen. Allerdings kostete dies Zeit. Meine durchschnittliche Geschwindigkeit verringerte sich so von 23,5 auf nur noch 21,0 km/h.  Um 16:30 Uhr steht das Zelt auf dem Paul B. Johnson State Park. Am Abend genieße ich den Blick über den See und werde spontan von Campernachbarn zum Abendessen eingeladen.

                                          Primitiv-Camping auf dem Paul B. Johnson State Park




 

Mittwoch, 23. Januar 2013

Wieder was gelernt

 CYCLING AGAINST CANCER - VON ORLANDO NACH SAN FRANCISCO

23.01.2013                                                             Tag 14

 Etappe:  Dauphin Island / Alabama  - Shepard State Park / Mississippi

gefahrene Kilometer:  84

gesamt: 1136 Km

Schnitt: 20,5

War das eine Nacht. Hatte ja eigentlich einen wirklich netten privaten Campingplatz auf Dauphin Island für diese Nacht. Sogar eine Grasfläche unter hohem, lichtem Baumbestand am Randes eines angrenzenden Waldes. Allerdings zeigte sich nach Einbruch der Dunkelheit schnell, dass die Nähe zum Fährhafen kein Vorteil sein sollte. Alle 45 Minuten - man konnte die Uhr danach stellen - fährt laut dröhnend eine Fähre in den Hafen ein oder verlässt diesen. Ich habe das Gefühl, bei jedem Schiffssignal und dem Grollen der Motoren fährt ein Güterzug durch mein Zelt. So kann ich nicht schlafen, öffne meinen Computer im Zelt skype mit meiner Frau  und höre SWR1 - meinen Heimatsender. Gegen 0:40 Uhr MEZ veröffentlicht der Sender nach einer Mail sogar freundlicherweise meine Blogseite.  Am späten Abend verfasse ich noch schnell den "Offenen Brief".
Nachdem der Wetterman Mühlbauer um 6:30 Uhr MEZ seine eiskalten Aussichten für Baden-Württemberg kundgetan hat, nicke ich dann doch noch ein. Doch mein Schlaf währt nicht lange.
So gegen 3:00 Uhr in der Frühe durchfährt meinen Körper ein markerschütterndes Geschrei  unmittelbar vor meinem Zelt. Schrecke in meinem warmen Schlafsack hoch und denke zunächst an Katzen. 
Weit gefehlt:  Als ich vorsichtig den Reißverschlusss des Zeltes öffne und meine Stirnlampe einschalte, entdecke ich auf der nur zwei Meter entfernten Kanada-Bank zwei sich streitende Waschbären.
Mit fuchtelnden Armen und lautem Fluchen vertreibe ich die Plagegeister. 
Nur noch wenig Zeit zum Schlafen - das Bellen des Weckers ertönt pünktlich um 5:30 Uhr.
Gönne mir noch 15 Minuten - draußen ist es kalt. Raffe mich dann doch auf und will nach dem Packen kurz frühstücken. Aber daraus wird nichts. Suche verzweifelt meine noch nicht geöffnete Packung mit leckeren Schokoladenkeksen, die ich seit drei Tage mit mir spazieren fahre. Suche in allen Packtaschen - nichts.
Bis mir plötzlich einfällt, dass ich diese zuletzt am gestrigen Abend auf der besagten Kanada-Bank gesehen habe. Gut gemacht Manni !!
Was lerne ich daraus ?  Esse die Kekse, solange es noch Tag ist.

Nach dieser Erkenntnis trinke ich einige Schluck Wasser - versetzt mit Magnesium und Calzium - und esse noch schnell einen drei Tage alten Bagel, den ich unten in der Packtasche finde.
Um 6:50 Uhr breche ich bei + 8 Grad auf, über die lange Brücke zurück aufs Festland.   Als ich über die Brücke radle, geht rechts von mir die Sonne auf. Die Hoffnung auf ein gutes Frühstück erfüllt sich dann doch noch, als ich nach 35 Kilometer einen Mc.Donald entdecke. Zuvor jagen mich noch zwei mittelgroße Hunde über eine Strecke von 200 Metern. Der eine links, der andere rechts vom Rad. Erst als ich den größeren  anbrülle, lassen sie zögernd von mir ab. Wenig weiter bellt mich wütend ein angeketteter   Schäferhund an - dieses Mal erwidere ich dessen Bellen nicht, sondern lege noch einen Zahn zu. Kein besonders netter Morgen, obwohl die Sonne scheint. Es ist nun 9:30 Uhr - ich sitze hier, schreibe diesen Post, trinke einen medium Coffee mit Creme und esse dazu ein datschiges Cheese- Bisquit mit Ham und Egg. Es kann nur besser werden.





Habe mir beim nächsten Walmart sofort wieder Ersatz beschafft - dieses Mal werde ich die Kekse unter Verschluss halten und die entsprechende Tasche mit einem Alarmsystem ausstatten.

Übbrigens: Während der Weiterfahrt Richtung Shepard State Park lege ich mein Hauptaugenmerk auf tote Waschbären am Straßenrand  - allein auf dem Highway 90 West zähle ich fünf dieser Keksvernichter.
Welch Genugtuung.




Ein Wort zur Vegetation:  Palmen, wie es noch in Florida gibt, sind nun Geschichte. Hier dominieren hohe Pinien und große Eichen. Viele Bäume werfen - trotz der milden Witterung - auch hier im Winter ihre Blätter ab.




In den Mississippi-Staaten bemerkt man auf Schritt und Tritt, dass diese  Staaten eher zu den armen in den USA gehören.  Entsprechend hoch ist hier der prozentuale Anteil schwarzer Bevölkerung.




Schon gegen 10:45 Uhr erreiche ich bei Sonnenschein und günstigen Winden den Bundesstaat Mississippi.
Das hätte ich aber auch ohne Hinweistafel bemerkt - sofort wird die Fahrbahn des Highway 90 West schlechter.

Am frühen Nachmittag erreiche ich den Shepard State Park. Dieser hat 4 Campgrounds - eine Loop mit einem Sanitärgebäude + Dusche sowie drei Primitiv-Campsites. Ich übernachte auf einem der primitiven ohne Strom und Wasserfür umgerechnet 10 Euro.  Dafür habe ich eine schöne Wiese +Kanadabank auf einer breiten Lichtung mitten in Wald.




Zum Duschen auf dem 500 Meter entfernten Standard-Campingplatz erwartet mich ein völlig verloddertes Sanitärgebäude mit einer Toilette und zwei Duschen, von denen aber nur eine funktioniert. Immerhin - es kommt sogar warmes Wasser. Beim nächsten Tornado erledigt sich dieses Problem wohl von alleine.

Offener Brief - Liebe Campingplatzbesitzer

Liebe Campingplatzbesitzer,

ich finde es ja ganz toll, dass ihr alles Erdenkliche unternehmt, um euren Campern den Aufenthalt  so angenehm wie möglich zu machen. Ih verfügt über paved oder gravel sites, damit die 30 feet langen RVs nicht im Dreck versinken. Selbstverständlich hat auch jeder Stellplatz Strom- und Wasseranschluss.
Damit dem Camper die Dumpstation erspart bleibt, bietet ihr Full Hook-up.  Die Abwasser der Wohnmobile werden automatisch von unterirdischen Tanks aufgenommen. Das sind alles Errungenschaften, auf die ein moderner Camper von heute nicht mehr verzichten möchte.
Dafür sind wir ja auch gerne bereit, 6 Dollar pro Tag mehr zu bezahlen (Gulf State Park), wenn wir nur einen idyllischen Platz an der Waterfront ergattern können. Vielen Dank dafür.

Aber habt ihr auch schon mal daran gedacht, dass es noch ganz einfache Camper geben könnte, die nicht mit einem XXL-Wohnmobil anreisen, die nach einer 100 Km-Tour vielleicht nur mit einem Rad und einem kleinen  Zweimann-Zelt bei euch eintreffen. Fahrräder? Ach ja - das sind primitive Fortbewegungsmittel mit nur zwei Rädern, die sich leider nicht von alleine fortbewegen; dafür aber auch die Umwelt nicht belasten.
Nun - ich bin einer von diesen Gestrigen, die gerne mal auf den ganzen Schnick-Schnack verzichten wollen.
Mir wäre schon gedient, wenn ihr mir eine kleine ungeteerte Fläche Land anbieten könntet; es müssten ja nicht einmal Grashalme darauf wachsen. So etwa 2 Quadratmeter wären doch machbar - oder ?
Keine Angst - ich werde eure in der Erde vergrabenen Versorgungsleitungen schon nicht mit meinen Heringen beschädigen. Vielen Dank auch dafür.






Und noch ein Tipp zu eurer Preisgestaltung. Ist es denn gerechtfertigt, dass ein Camper mit einem Zelt den gleichen Preis entrichten muss wie ein ausgewachsenes Monstrum von Wohnmobil, welches mit vier Personen von dem zugewiesenem Stellplatz Besitz ergreift. Nehmt euch mal ein Beispiel, wie man damit in deutschen Landen verfährt.

Am Schluss noch was Positives. Es freut mich, dass ihr uns mehr und mehr Wifi auf den Plätzen zur  Verfügung stellt. Auf diese Weise kann ich euch meinen Frust noch schneller mitteilen.

Es wäre schön, ihr würdet das auch lesen. Dafür habe ich eigens für euch rechts oben einen Translater installiert.
Euer anspruchsloser Camper   Manni                                

Dienstag, 22. Januar 2013

Lazy Day

CYCLING AGAINST CANCER - VON ORLANDO NACH SAN FRANCISCO

 22.01.2013                                  Tag 13

Tagesetappe:                                 Gulf State Park - Dauphin Island

gefahrene Kilometer:                     40

gesamt:                                         1052

Schnitt :                                       20,5


Aktuell: 0:40 Uhr MEZ: Danke SWR1, dass ihr  gerade  meine Blogadresse durchgegeben habt.

Nachdem die ersten tausend Kilometer nun eingefahren sind, lasse ich es heute sehr ruhig angehen. Zum ersten Mal stehe ich erst um 7 Uhr auf. Hätte der Wecker nicht geläutet, hätte ich den Vormittag glatt verschlafen. Eddie uns Susan stehen mit ihrem Truck-Camper nur wenige Meter entfernt. Gemeinsam frühstücken wir, bevor wir uns nun endgültig verabschieden. Susan und Eddie fahren zurück zum St. Joseph State Park und ich muss weiter westwärts.
Trotz Sonne zeigt das Thermometer nur kühle +4 Grad, als ich gegen 9 Uhr Richtung Westen aufbreche.
                                           Auch hier - alle Häuser auf Stelzen, wegen drohender Flut


Ich radle auf der nur wenig befahrenen Straße 180 auf einer schmalen, sandigen Nehrung, die weit südlich von der Stadt Mobile in die Bay hineinreicht. Die leichten Ostwinde tragen mich rasch bis an die Fähre, die mich nach Dauphin Island bringen soll.

                                         unterwegs auf der US 180

 Gegen 11:45 Uhr setze ich auf die Insel über (Fahrt 30 min.) und schon kurz nach 13:00 Uhr steht das Zelt auf dem nahegelegenen privaten Campingplatz (22 Dollar). Hier habe ich einen netten Platz im Halbschatten unter hohen Pinien. Ich bin wie so oft der einzige Camper mit Zelt. Ansonsten nur Wohnmobile.  Trotz  blauem Himmel aber nur +12 Grad. Nachdem ich jetzt meine e-Mails sondiert habe, mache ich nun noch einen Strandspaziergang.
 Nachtrag: Falls möglich, höre ich - so wie am heutigen Abend - meinen Heimatsender SWR1 im Zelt. Inzwischen ist es dunkel geworden - da tuen heimatliche Klänge gut.

                                                    Warten auf die Fähre

                                          Blick auf die Bay von Mobile

Erreichbar bin ich stets über mein e-Mail Adresse:  manfredgrimme@web.