CYCLING AGAINST CANCER - VON ORLANDO NACH SAN FRANCISCO
23.01.2013 Tag 14
Etappe: Dauphin Island / Alabama - Shepard State Park / Mississippi
gefahrene Kilometer: 84
gesamt: 1136 Km
Schnitt: 20,5
War das eine Nacht. Hatte ja eigentlich einen wirklich netten privaten Campingplatz auf Dauphin Island für diese Nacht. Sogar eine Grasfläche unter hohem, lichtem Baumbestand am Randes eines angrenzenden Waldes. Allerdings zeigte sich nach Einbruch der Dunkelheit schnell, dass die Nähe zum Fährhafen kein Vorteil sein sollte. Alle 45 Minuten - man konnte die Uhr danach stellen - fährt laut dröhnend eine Fähre in den Hafen ein oder verlässt diesen. Ich habe das Gefühl, bei jedem Schiffssignal und dem Grollen der Motoren fährt ein Güterzug durch mein Zelt. So kann ich nicht schlafen, öffne meinen Computer im Zelt skype mit meiner Frau und höre SWR1 - meinen Heimatsender. Gegen 0:40 Uhr MEZ veröffentlicht der Sender nach einer Mail sogar freundlicherweise meine Blogseite. Am späten Abend verfasse ich noch schnell den "Offenen Brief".
Nachdem der Wetterman Mühlbauer um 6:30 Uhr MEZ seine eiskalten Aussichten für Baden-Württemberg kundgetan hat, nicke ich dann doch noch ein. Doch mein Schlaf währt nicht lange.
So gegen 3:00 Uhr in der Frühe durchfährt meinen Körper ein markerschütterndes Geschrei unmittelbar vor meinem Zelt. Schrecke in meinem warmen Schlafsack hoch und denke zunächst an Katzen.
Weit gefehlt: Als ich vorsichtig den Reißverschlusss des Zeltes öffne und meine Stirnlampe einschalte, entdecke ich auf der nur zwei Meter entfernten Kanada-Bank zwei sich streitende Waschbären.
Mit fuchtelnden Armen und lautem Fluchen vertreibe ich die Plagegeister.
Nur noch wenig Zeit zum Schlafen - das Bellen des Weckers ertönt pünktlich um 5:30 Uhr.
Gönne mir noch 15 Minuten - draußen ist es kalt. Raffe mich dann doch auf und will nach dem Packen kurz frühstücken. Aber daraus wird nichts. Suche verzweifelt meine noch nicht geöffnete Packung mit leckeren Schokoladenkeksen, die ich seit drei Tage mit mir spazieren fahre. Suche in allen Packtaschen - nichts.
Bis mir plötzlich einfällt, dass ich diese zuletzt am gestrigen Abend auf der besagten Kanada-Bank gesehen habe. Gut gemacht Manni !!
Was lerne ich daraus ? Esse die Kekse, solange es noch Tag ist.
Nach dieser Erkenntnis trinke ich einige Schluck Wasser - versetzt mit Magnesium und Calzium - und esse noch schnell einen drei Tage alten Bagel, den ich unten in der Packtasche finde.
Um 6:50 Uhr breche ich bei + 8 Grad auf, über die lange Brücke zurück aufs Festland. Als ich über die Brücke radle, geht rechts von mir die Sonne auf. Die Hoffnung auf ein gutes Frühstück erfüllt sich dann doch noch, als ich nach 35 Kilometer einen Mc.Donald entdecke. Zuvor jagen mich noch zwei mittelgroße Hunde über eine Strecke von 200 Metern. Der eine links, der andere rechts vom Rad. Erst als ich den größeren anbrülle, lassen sie zögernd von mir ab. Wenig weiter bellt mich wütend ein angeketteter Schäferhund an - dieses Mal erwidere ich dessen Bellen nicht, sondern lege noch einen Zahn zu. Kein besonders netter Morgen, obwohl die Sonne scheint. Es ist nun 9:30 Uhr - ich sitze hier, schreibe diesen Post, trinke einen medium Coffee mit Creme und esse dazu ein datschiges Cheese- Bisquit mit Ham und Egg. Es kann nur besser werden.
Habe mir beim nächsten Walmart sofort wieder Ersatz beschafft - dieses Mal werde ich die Kekse unter Verschluss halten und die entsprechende Tasche mit einem Alarmsystem ausstatten.
Übbrigens: Während der Weiterfahrt Richtung Shepard State Park lege ich mein Hauptaugenmerk auf tote Waschbären am Straßenrand - allein auf dem Highway 90 West zähle ich fünf dieser Keksvernichter.
Welch Genugtuung.
Ein Wort zur Vegetation: Palmen, wie es noch in Florida gibt, sind nun Geschichte. Hier dominieren hohe Pinien und große Eichen. Viele Bäume werfen - trotz der milden Witterung - auch hier im Winter ihre Blätter ab.
In den Mississippi-Staaten bemerkt man auf Schritt und Tritt, dass diese Staaten eher zu den armen in den USA gehören. Entsprechend hoch ist hier der prozentuale Anteil schwarzer Bevölkerung.
Schon gegen 10:45 Uhr erreiche ich bei Sonnenschein und günstigen Winden den Bundesstaat Mississippi.
Das hätte ich aber auch ohne Hinweistafel bemerkt - sofort wird die Fahrbahn des Highway 90 West schlechter.
Am frühen Nachmittag erreiche ich den Shepard State Park. Dieser hat 4 Campgrounds - eine Loop mit einem Sanitärgebäude + Dusche sowie drei Primitiv-Campsites. Ich übernachte auf einem der primitiven ohne Strom und Wasserfür umgerechnet 10 Euro. Dafür habe ich eine schöne Wiese +Kanadabank auf einer breiten Lichtung mitten in Wald.
Zum Duschen auf dem 500 Meter entfernten Standard-Campingplatz erwartet mich ein völlig verloddertes Sanitärgebäude mit einer Toilette und zwei Duschen, von denen aber nur eine funktioniert. Immerhin - es kommt sogar warmes Wasser. Beim nächsten Tornado erledigt sich dieses Problem wohl von alleine.