Mittwoch, 2. Januar 2013

Bekanntschaft mit Waldenström

    Mit "Herrn Waldenström" auf Tour



Es ist nun schon mehr als sieben Jahre her, dass völlig unvermittelt "Waldenström" in der Tür stand, mit dem ich zunächst herzlich wenig anfangen konnte. Nie werde ich das aschfahle Gesicht meines behandelnden Arztes vergessen, als dieser mir mit knappen Worten "Waldenström" am Krankenbett vorstellte.

Seither verfolgte mich "Waldenström" auf Schritt und Tritt. Während es mir tagsüber nach und nach immer besser gelang, seine Anwesenheit  zu ignorieren, so spürte ich während den nicht enden wollenden Nächten dessen kalten Atem über meinem Bett. Die Angst war über Jahre hinweg zum Hauptakteur meiner Träume geworden.

Erst als im Winterhalbjahr 2009/10 mein Immunsystem kollabierte und das Treppensteigen zur Herausforderung wurde, war ich dazu bereit, "Herrn Waldenström" die Stirn zu bieten. Mit dem Beginn einer Kombinationstherapie (Bendamustin+Rituximab) setzte ich mir zum Ziel, bis zum kommenden Sommer wieder fit zu sein.

Manche Menschen wenden sich in ihrer Verzweiflung  Gott zu, werden dabei  zu Suchenden in einer Welt, die für sie persönlich aus den Fugen zu  geraten scheint. Konfrontiert mit der Endlichkeit menschlichen Seins lebe ich seither im Bewusstsein, dass jeder neue Tag etwas ganz Besonderes ist. 
Neben mentaler Stärke ist es jedoch enorm wichtig, Orientierungspunkte und Zielsetzungen im Leben zu haben. Damit verbunden ist für mich ein  erheblicher Zuwachs an Lebensqualität.

Inzwischen hat für mich  "Herr Waldenström" vieles von seinem Schrecken verloren.

                    Angst nein - Respekt ja.


"Waldenström" hat seinen Platz in meinem Leben gefunden. Nun gilt es, diesen ungebetenen Gast in meine Pläne und Zielsetzungen einzubauen. So werde ich ihn nun mitnehmen auf eine spannende Reise quer durch die USA. Wir werden tagtäglich die Kräfte miteinander  messen und es gilt immer wieder aufs Neue auszuloten, ob ich  die mir  gesteckten Ziele tatsächlich erreichen kann. Auch wenn ich "Waldenström" auf dieser Tour nicht besiegen werde, so möchte ich ihm doch zumindest auf jedem Meter unserer Reise paroli bieten können.