Dienstag, 12. Februar 2013

Alle Wetter !!!

CYCLING AGAINST CANCER - MIT DEM RAD VON ORLANDO NACH SAN FRANCISCO

Di. 12.02.2013                   34. Tag

Tagesetappe:     Picknick-Area am Highway 380 rund 7 Km westl. Tatum - Bottomless Lake State Park

gefahrene Strecke:     119 Km

gesamt:                      3131 Km

Schnitt:                         16,0  Km/ h                Höhe:   1050 Meter


Mit allem habe ich gerechnet -  nicht aber mit einem Gewitter mitten in der Nacht. Gegen 1 Uhr beginnt es zu regnen und ein Gewitter zieht rasch über mich hinweg. Davon stand nichts im Wetterbericht. Was sollte ich machen ?  Wo Schutz suchen ?   Der nächste Ort 7 Km entfernt !   Mir bleibt  nur die Ruhe zu bewahren und abzuwarten.

Bei Sonnenaufgang zeigt das Thermometer  minus 2 Grad. Die Regentropfen der Nacht haben das Außenzelt in einen Eispanzer verwandelt, den ich vor dem Packen zunächst abschütteln muss.  Auch herrscht ein eisiger  Nordwind, der mir heute höchst ungelegen kommt.

Zwischen dem nächsten Ort Tatum und der Stadt Roswell liegen 100 Kilometer Einöde, ohne eine weitere Ortschaft, ohne Häuser und auch ohne Mc.Donalds.
Diese weite Ebene wird beherrscht von Bohrtürmen, Ja-Sagern und Kühen, die mich jedes Mal anstarren, wenn ich an deren Zäunen vorbeiradle. Was die wohl denken, wenn sie mir hinterherschauen ?
Vor mir liegt der Highway 380, der zunächst 40 Kilometer schnurgerade in nordwestliche Richtung verläuft, um dann für die nächsten 60 Kilometer ebenfalls wie an einer Linie gfezogen nach Westen abbiegt.
  
Für mich bedeuten die ersten 40 Kilometer gleich Gegenwind von vorne rechts; ein kalter Wind. Bei nur einem Grad bin ich heute erstmals 5-schalig angezogen. Thermo-Unterhemd, T-Shirt, Pulli, Windweste und seit ein paar Minuten auch noch die Regenjacke. Denn plötzlich wird es auf einsamer Straße dunkel und starkes Schneetreiben setzt ein. ( Der Wetterbericht hatte für heute eine Regenwahrscheinlichkeit von 30 %
vorhergesagt - nichts von Schnee!!)


 Sicht weniger als 200 Meter !   Tolle Aussichten.  Nach einigen Minuten tauchen auf der Gegenfahrbahn Scheinwerfer auf - einn Pickup hält. Der Fahrer hat Mitleid und möchte mich zurück nach Tatum nehmen.
Er meint, in meine Richtung würde nach 10 Kilometern eine einsame Wirtschaft am Wegrand kommen. Sonst nichts. Die hätte mal geöffnet, mal geschlossen. Je nach Lust und Laune.
Nach kurzem Überlegen lehne ich sein Angebot dankend ab und versuche Caprock - so heißt die Wirtschaft - zu erreichen.
Als ich eine Stunde später Caprock erreiche, steht da wirklich nur eine Hütte und die ist geschlossen.
Glücklicherweise wird das Wetter nun besser und die Straße macht nun den Knick nach Westen, so dass aus Gegenwind Seitenwind wird.
Gut dass ich im Motel eine ganze Rolle Toilettenpapier eingesteckt hatte. Die benötige ich heute - alle 20 Kilometer einmal in die Büsche am Wegrand.  Habe keine Magenprobleme, aber sollte sich diese Darmprobleme bis morgen nicht bessern, werde ich erstmals Medikamente einnehmen. Auch gegen Durchfall hat mir mein Hausarzt etwas mitgegeben.

Am frühen Nachmittag kommt die Sonne durch. Ein Sonne-Wolken-Mix bei knapp 10 Grad stellt sich ein.
Alle Meile erscheint ein solcher Marker, der mir die Meilenangabe signalisiert. Ich zähle die Pedalumdrehungen bis zur nächsten Barke und sehne den Abzweig herbei, der mich bis zum Bottomless Lake State Park bringen soll. Vom Abzweig geht es dann nochmals 12 Kilometer nach Süden. Mitten in der Wildnis befindet sich dieser schöne State Park.

 Hier werde ich freundlich empfangen , zahle 14 Dollar für die erste Nacht und bekomme die zweite kostenlos.
Das ist Frau Herbst - ein deutscher Name. Sie war schon  auf Deutschlandreise und hat auch deutsche Vorfahren. Sie arbeitet hier im State Park.

 Drei Kilometer nach der Rangerstation erreiche ich endlich den Campingplatz direkt an einem kleinen See.
Die Sonne scheint - so als wäre heute nichts gewesen.
Nach dem Duschen schreibe ich diesen Post, habe ich doch tatsächlich hier Wifi.
Es ist inzwischen dunkel geworden und draußen ist es bitterkalt. Ich liege im warmen  Schlafsack, stelle mir den Wecker auf 23 Uhr und hoffe, dann mit Annemarie zu Hause skypen zu können. Daheim ist es dann 7 Uhr früh.